Hey Wildheart!

Damals war ich noch angestellt, es war Anfang Dezember und die Firma, in der ich arbeitete, veranstaltete eine Weihnachtsfeier.
Und da saß ich nun, mittendrin, obwohl ich eigentlich gar nicht da sein wollte. Ich wollte meine Zeit nicht mit Menschen verbringen, mit denen ich das ganze Jahr über kaum ein Wort wechselte, nur um dann an diesem einen Tag so zu tun, als wären wir Freunde. Und doch war ich da. Ich verbrachte die meiste Zeit des Abends damit, mich mit einem Mitarbeiter aus dem Lager zu unterhalten, den ich kaum kannte. Ich wusste, dass ihn alle etwas „nervig“ fanden, weil er so viel redet, aber sonst sollte er ganz nett sein. Und das war er auch! Er erzählte mir, dass dies sein letzter Monat in der Firma sei. Dass er ab dem 01.01. in Rente geht und dann endlich seinen Lebenstraum realisieren wird! Er hatte sein ganzes Leben auf diesen Moment gewartet und hingearbeitet. Mit dem Geld, was er sich jahrelang mühsam zusammengespart hatte, hat er sich ein uraltes Wohnmobil gekauft und wollte damit im Januar nach Spanien reisen, um den Winter zum ersten Mal am Meer verbringen zu können.

Ich liebte diese Unterhaltung, denn er weckte damit auch meine Träume, die ich für „vielleicht irgendwann mal“ in meinen Gedanken vergraben hatte. Und nun waren dieser Traum auch bei mir wieder sehr präsent.

Als ich am Montag nach der Feier zu Arbeit kam, hing eine merkwürdige Stimmung in der Luft. Und irgendwann sprach es jemand aus: Der Kollege war nach der Feier nach Hause gefahren, hatte einen Schlaganfall erlitten und ist noch am selben Wochenende verstorben. Und mit ihm sein Traum - für immer.

Ich weiß nicht, ob ich an diesem Tag nicht vielleicht der traurigste Mensch in dieser Firma war. Weil ich den ganzen Abend mit ihm über den Beginn seiner „neuen Lebens“ gesprochen hatte. Und weil ich gesehen hatte, wie sehr seine Augen strahlten, wenn er nur daran dachte.

Das war der Moment, in dem Moment, in dem ich verstanden habe, dass wir nur dieses eine Leben haben. Wir gehen immer davon aus, dass wir (wenn alles gut geht) ca. 80 Jahre auf dieser Welt verbringen werden. Aber weiß das schon? Wer weiß schon ob wir „irgendwann“ auch wirklich unsere Träume leben können, wenn wir es nicht JETZT tun? Ich finde wird sind uns selbst schuldig, dieses Leben mit jeder Faser unseres Körpers zu leben, solange wir hier sind. Für uns und all die Menschen, die es nicht mehr können und alles darum geben würden.